Beitragssenkungen, Rauchverbot im Auto, Keine Homöopathie, Sofortprogramm Pflege, …

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Das gesundheitspolitische Alltagsgeschäft der Hauptstadt hat inzwischen wieder seinen Normalpegel erreicht. Keine großen Wellen wie noch während der Phase der Koalitionssuche – stattdessen machen Verbände, Institutionen, Unternehmen und alle anderen Akteure das, was sie immer machen (und auch machen müssen): Sie fordern, kritisieren, empfehlen, mahnen und warnen. Etwas wird aber bei allen Akteuren immer deutlicher wahrnehmbar: Ungeduld! Spahn will jetzt ein „Sofortprogramm Pflege“ bis zum Sommer durch das Kabinett bringen. Hier wird der neue Minister beweisen können, dass er nicht nur provozieren, sondern auch regieren kann.    

Ihr
Philip Schunke

NACHRICHTEN

Spahn fordert Beitragssenkungen: Angesichts ihrer milliardenschweren Geldreserven fordert Gesundheitsminister Jens Spahn die gesetzlichen Krankenkassen auf, ihre Beiträge zu senken. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er: „Der Spielraum ist bei sehr vielen Krankenkassen vorhanden, um die Beiträge zu senken. Die Versicherten haben einen Anspruch darauf. Es ist ihr Geld.“ Es sei nicht Aufgabe der Kassen, „Geld zu horten“. Allein im vergangenen Jahr konnten die gesetzlichen Versicherer einen Überschuss von 3,15 Milliarden Euro verbuchen, ingesamt verfügen sie über einen Rückhalt von mehr als 28 Milliarden Euro. Der GKV-Spitzenverband wies die Forderung zurück, schon zu Beginn diesen Jahre seien für 12 Millionen gesetzlich Versicherte die Beiträge gesenkt worden.
zeit.de, focus.de

Lange warten auf Psychotherapie: Dreißig Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind inzwischen von mindestens einer psychischen Erkrankung im Jahr betroffen. Das Thema ist akut wie nie, und dennoch hat sich bei den Wartezeiten auf Therapieplätze kaum etwas getan. Zwar ermöglicht es die vergangenes Jahr eingeführte „psychotherapeutischen Sprechstunde“ Betroffenen, kurzfristig ein erstes Beratungsgespräch zu führen, die erhoffte Verkürzung der Wartezeit brachte die Reform aber nicht. Im Durchschnitt warten Patienten nach wie vor 20 Wochen auf einen Therapieplatz. Die Gesundheitsexpertin der Grünen, Maria Klein-Schmeinck, fordert deshalb: „Wer wie der neue Gesundheitsminister Jens Spahn den Erfolg seiner Amtszeit an den Wartezeiten messen will, kann in der Psychotherapie gleich loslegen.“ Insbesondere gehe es um eine Anpassung der Bedarfsplanung, die eigentlich schon zum 1. Januar 2017 finalisiert sein hätte sollen.
wiwo.de, aerzteblatt.de

Rauchverbot im Auto: Deutschland will nachziehen: Seit dem 1. Mai ist es in Österreich untersagt, im Auto zu rauchen, wenn Minderjährige an Bord sind. Ein ähnliches Gesetz möchten Bundestagsabgeordnete nun auch in Deutschland voran bringen. Der SPD-Abgeordnete Lothar Binding kündigte an, eine entsprechende Initiative im Rahmen des eines fraktionsübergreifenden Nichtraucher-Frühstücks vorschlagen zu wollen: „Viele Leute brauchen offenbar ordnungspolitische Vorgaben, damit sie ihre eigenen Kinder schützen.“ Der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert ein solches Verbot schon seit längerem, die Gesundheitsgefahren des Passivrauchens von Kindern und Jugendlichen seien „massiv“.
stern.de, welt.de

Keine Homöopathie auf Kassenkosten mehr? Das Bundesversicherungsamt hat einen Sonderbericht vorgelegt, der sich mit dem Thema Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung befasst. Insbesondere werden darin die angebotenen „Satzungsleistungen, Wahltarife, Bonusprogramme, aber auch Selektivverträge“ kritisiert. Diese „scheinbaren Leistungen“ würden keinen echten Mehrwert für die Versicherten schaffen, sondern vorrangig als Marketing-Instrumente genutzt werden. Auch zusätzliche Satzungsleistungen wie etwa  Osteopathie oder künstliche Befruchtung, sowie nicht „evidenzbasierte“ homöopathische Angebote werden kritisiert. Das BVA fordert insgesamt, „Zusatzleistungen auf Angebote zu begrenzen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen sei“.
faz.net, zm-online.de

Weiter keine Entwarnung: Arzneimittelmissbrauch in den USA deutsche-apotheker-zeitung.de
Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen wird kritisiert aerzteblatt.de
Lauterbach fordert „handwerklich saubere“ Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen deutsche-apotheker-zeitung.de

PFLEGE

Spahn will Sofortprogramm Pflege schnell durchs Kabinett bringen: Um „schnellstmöglich für Verbesserungen“ zu sorgen möchte der Gesundheitsminister Jens Spahn das angekündigte Sofortprogramm, das für mehr Pflegestellen sorgen soll, noch vor dem Sommer durch das Kabinett bringen. Um Aussteiger zurückzuholen, und Teilzeitkräfte dazu zu bringen ihre Stunden aufzustocken, wolle er auf „flächendeckende Tarif-Entlohnung und attraktivere Arbeitsbedingungen“ setzen. Das Sofortprogramm soll nach Plänen von Union und SPD für 8.000 zusätzliche Arbeitsplätze in der Pflege schaffen.
deutschlandfunk.de

Bündnis für Gute Pflege: Pflege als Schwerpunkt in 100-Tage-Programm haeusliche-pflege.net

WIRTSCHAFT

Novartis erweitert den Bereich Gentherapie: Für  8,7 Milliarden US-Dollar möchte der Schweizer Pharmakonzern nach eigenen Angaben die US-Firma AveXis übernehmen. AveXis hat ein neues Arzneimittel gegen spinale Muskelatrophie entwickelt, das von der der amerikanischen Arzneimittelbehörde als Therapiedurchbruch  eingestuft wurde. Muskelatrophie ist aktuell die häufigsten genetischen Todesursache bei Säuglingen. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen stehen hinter der Übernahme, die bis bis Mitte 2018 abgewickelt werden soll.
spiegel.de, wiwo.de

Digitale Helfer: Viel Vision, wenig Realität aerztezeitung.de
Medizinhanf-Markt in Israel boomt deutsche-apotheker-zeitung.de

WISSENSCHAFT

Studie: Auch kleine Mengen Alkohol sind schädlich: Einer neuen Untersuchung zufolge sind die Richterwerte für den Alkohol-Konsum in vielen Ländern – darunter auch Deutschland – zu hoch angesetzt. Bisher hatte die  Deutschen Gesellschaft für Ernährung 140 Gramm für Männer und 70 Gramm für Frauen als „tolerierbar“ eingestuft. Die neuen Ergebnisse eines internationalen Forscher-Teams zeigen aber, dass bereits 100 Gramm pro Woche bei Männern wie auch Frauen mit „einem höheren Sterberisiko“ verbunden seien. Zudem erhöhe sich die Gefahr, an Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken. Eine der Autorinnen der Untersuchung, Angela Wood von der britischen Cambridge-Universität fasst zusammen: „Die zentrale Botschaft dieser Forschung für die öffentliche Gesundheit lautet: Wenn Sie Alkohol trinken, kann ein geringerer Konsum Ihnen helfen, länger zu leben und Ihr Risiko für mehrere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.“
tagesschau.de, focus.de

Masern-Ziel der WHO schon im April verfehlt: Nach dem großflächigen Ausbruch vergangenes Jahr, ist die Zahl der Masern-Fälle in Deutschland bereits stark zurückgegangen. So wurden dem Robert Koch-Institut seit Anfang des Jahres 99 Erkrankungen gemeldet, 2017 waren es im gleichen Zeitraum schon mehr als 500. Dennoch muss Deutschland damit bereits mehr Fälle verzeichnen, als es das WHO-Eliminationsziel für das gesamte Jahr 2018 vorsieht. Um eine komplette Masernelimination bis 2020 zu erreichen, waren für Deutschland weniger als 80 Erkrankungen im ganzen Jahr angepeilt. Auch in anderen europäischen Ländern kristallisiert sich heraus, dass eine Masernelimination innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht realistisch ist.
aerztezeitung.de

Mehr Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten aerzteblatt.de

KOPF DER WOCHE

Ralf Brauksiepe wird Patientenbeauftragter
deutsche-apotheker-zeitung.de

KALENDER

Homöopathie erneut in der Kritik
19.04.2018 | 18:00 | Berlin
bwg-ev.net

conhIT
17.04.2018 – 19.04.2018 | Berlin
conhit.de

13. Kongress der Gesundheitsnetzwerker
24.04.2018 – 25.04.2018 | Berlin
gesundheitsnetzwerker.de

re:publika 18
02.05.2018 – 04.05.2018 | Berlin
re-publika.com

Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2018
06.06.2018 – 08.06.2018 | Berlin
hauptstadtkongress.de

ZAHL DER WOCHE

20 Wochen
So lange müssen Patienten in Deutschland im Schnitt warten, wenn sie eine Psychotherapie benötigen.
spiegel.de

ZITAT DER WOCHE

„…bevor der Gesundheitsminister Spahn in oberschlauen Interviews die innenpolitischen Zustände in Deutschland schlechtredet – das Innenressort besetzt übrigens seit 13 Jahren die Union -, sollte er sich um seinen eigentlichen Job kümmern.“

Andrea Nahles, SPD Fraktionschefin und designierte SPD-Vorsitzende
berliner-zeitung.de