BayPsych­KHG, Impfspritzen, conhIT…

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Während in Berlin eine angesichts erwarteter dramatischer Mehrausgaben etwas seltsam anmutende Debatte über das Pro und Kontra von Milliardenentlastungen für Versicherte entbrannt ist, zündelt man im bayerischen Wahlkampf mit den Vorurteilen gegenüber psychisch kranken Menschen herum. Es scheint als würde die Tradition für irrationale und polarisierte Politiken aus 2016 und 2017 auch in diesem Jahr fortgeführt.

Ihr
Philip Schunke

NACHRICHTEN

Spahns Milliardenentlastung in der Kritik: Gesundheitsminister Spahn hält weiter an der Rückkehr zur paritätischen Beitragsfinanzierung  fest, Ab 2019 sollen Arbeitgeber wieder die Hälfte des zu entrichtenden Zusatzbeitrags übernehmen, und die Versicherten so um insgesamt 6,9 Milliarden Euro im Jahr entlasten. Zudem schlägt Spahn eine zusätzliche Erleichterung für Kleinselbstständige vor. Die Krankenkassen kritisieren vor allem den Vorschlag, ihre Rücklagen streng zu begrenzen, und damit Beitragssenkungen zu erzwingen. Auch Union und SPD bemängeln den Vorschlag als „nicht zu Ende gedachte Scheinlösung“. Doch der Gesundheitsminister weist den Vorwurf zurück, dass der Abbau die Finanzierung von künftigen Verbesserungen in der Krankenpflege gefährde: „Wir schaffen beides: die im Koalitionsvertrag vereinbarten Verbesserungen bei der Pflege voll umzusetzen und gleichzeitig die Versicherten zu entlasten.“
zeit.de, tagesspiegel.de, faz.net

Harsche Kritik an Bayerischem Psychiatriegesetz BayPsych­KHG: Das geplante neue  Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz soll zunächst die Versorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Krisen regeln und ausbauen. Heftige Kritik regt sich aber gegen die CSU-Pläne für eine so sogenannte Unterbringungsdatei, in der die Daten aller Patienten, die „auf Anordnung in einer Psychiatrie untergebracht waren“ für mindestens fünf Jahre hinterlegt werden. Verschiedene Experten befürchten hierdurch eine Stigmatisierung, die dazu führen könnte, dass weniger Betroffene Hilfe suchen. Doch auch andere Teile des Gesetzesentwurfs stehen in der Kritik: „Durch das sogenannte Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz werden Menschen mit psychischen Problemen, die für sich und andere eine Gefahr darstellen könnten, in Bayern bald wie Straftäter behandelt – inklusive Besuchszeitregelung, Überwachung, gegebenenfalls sogar Untersuchung der Körperöffnungen,“ so die bayerische SPD auf Facebook. Auch Grüne und Freie Wähler haben massiven Widerstand gegen das Gesetz angekündigt. Ministerpräsdent Markus Söder sagte der Süddeutschen Zeitung, „Wir wollen niemanden stigmatisieren und nehmen die Bedenken ernst“ – man sei offen für Veränderungen.
spiegel.de, spiegel.de, taz.de

F.D.A. sieht nutzen in Cannabis-basiertem Medikament nytimes.com
Kommentarschlacht: Viele Fehler im PKV-System sueddeutsche.de

PFLEGE

Zahngesundheit bei Pflegebedürftigen mangelhaft: Ein aktueller Zahnreport der Barmer-Krankenkasse zeigt, dass die Zahngesundheit von Menschen in Seniorenheimen wesentlich schlechter ist, als die von Gleichaltrigen, die nicht pflegebedürftig sind. Fast 75 Prozent der Heim-Bewohner leiden an Zahnfleischbluten, etwa die Hälfte ist zahnlos. Seit 2013 gibt es zwar neue Vergütungsregeln, die Zahnärzten erlauben, für Heimbesuche mehr zu berechnen – die Autoren des Reports stellen aber fest, dass die Reform bislang „nicht den gewünschten Effekt“ erzielt habe. Vermutlich gebe es Verbesserungen in der Prävention, so Barmer-Chef Christoph Straub, „definitiv aber nicht bei der Therapie“. Als Ursache werden die mangelnde Ausstattung von Zahnärzten in Pflegeheimen, sowie der hohe bürokratische Aufwand eines Krankentransports zum Arzt genannt.
sueddeutsche.de

Umfrage zur Pflegekammer startet in Brandenburg neues-deutschland.de

WIRTSCHAFT

Novartis steigert Umsatz und Gewinn: Der Schweizer Pharmakonzern konnte das Jahr 2018 mit einem ansehnlichen Umsatz- und Gewinnzuwachs beginnen. So stiegen die Verkaufserlöse im ersten Quartal um um zehn Prozent auf 12,7 Milliarden US-Dollar – 22 Prozent mehr als 2017. Vor allem das neu eingeführte Schuppenflechte-Mittels Cosentyx ist für die steigenden Zahlen verantwortlich, die Verkäufe stiegen hier um 41 Prozent. Das neue Herzmedikament Entresto kann sogar fast eine Verdoppelung im Verkauf vermelden. Die Börse reagierte gelassen auf die Quartalszahlen, im frühen Handel gab es einen leichten Abfall der Novartis-Aktie.
de.reuters.com

Impfspritzen teilweise undicht: Ein Teil derImpfspritzen des Herstellers Glaxo Smith Kline sind anscheinend undicht, was dazu führen kann, dass dem Patient zu wenig Impfstoff injiziert wird, und die Impfung wiederholt werden muss. Dennoch will das Unternehmen die fehlerhaften Chargen nicht zurückrufen: „Eine Marktrücknahme aller theoretisch betroffenen Impfstoffe würde bedeuten, dass eine ausreichende Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Impfstoffen nicht mehr gewährleistet werden kann.“ Betroffen seien etwa Impfstoffe gegen Tetanus, Keuchhusten oder Polio. Im Zweifelsfall müsse der Arzt entscheiden ob eine erneute Impfung nötig sei, bei Reklamation ersetzt Glaxo Smith Kline den entsprechenden Stoff. Gesundheitliche Folgen, etwa durch mögliche Überdosis seien nicht zu befürchten, so das Unternehmen, entschuldigt sich aber bei betroffenen Ärzten und Patienten für „den […] entstandenen Aufwand“. Seit Anfang des Jahres sind verbesserte Spritzen im Einsatz, bei denen das Problem nicht mehr auftreten soll. Dennoch sind noch viele der älteren Modelle im Umlauf.
wiwo.de

Merck verkauft Sparte für rezeptfreie Medikamente: Der deutsche Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat kurz vor seinem 350-jährigen Firmenjubiläum  seine Sparte mit rezeptfreien Arzneien an den  an den US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble verkauft. Das gaben beide Unternehmen in einer Mitteilung bekannt. Zur Sparte gehörten etwa das Nasenspray Nasivin und die Schwangerschaftsvitamine Femibion, sowie weitere Multivitamin-Präparate. Analysten freuten sich über die Meldung: „Das wird dem Unternehmen dabei helfen, sich auf das Pharmageschäft zu konzentrieren,“ so die Experten von Morgan Stanley. Allerdings lag der Kaufpreis mit 3,4 Milliarden Euro unter den erwarteten vier Milliarden.
tagesspiegel.de

StartUp-Plattform Digital Health gegründet deutschestartups.org
Umsatzprognose gesenkt: Fresenius Medical Care handelsblatt.com
Rx-Umsatz bei Versandhandel DocMorris deutlich gesteigert deutsche-apotheker-zeitung.de

WISSENSCHAFT

Gentherapie verhindert epileptische Anfälle bei Mäusen: Regine Heilbronn vom Berliner Universitätsklinikum Charité hat in den vergangenen fünf Jahren eine Methode entwickelt, mit der Betroffene möglicherweise langfristig von epileptischen Anfällen befreit werden können. Die Virologin erforschte eine Gentherapie an Mäusen, bei der Erbinformation für ein bestimmtes Neuropeptid, das in den Gehirnregionen von denen die Anfälle ausgehen fehlt, mittels Viren als Trägermaterial direkt ins Hirn gespritzt wird. Die Tiere entwickelten mit der Behandlung monatelang keine Anfälle mehr, auf Menschen übertragen würde das Jahre bedeuten. Heilbronn und ihr Projekt wurden nun auf dem  „Deutschen Biotechnologietagen 2018“ ausgezeichnet, für klinische Studien fehlen ihr aber aktuell noch die finanziellen Mittel.
tagesspiegel.de

Cochrane-Review sieht keinen Nutzen in Homöopathie deutsche-apotheker-zeitung.de
VR in der Psychotherapie spiegel.de

BERLIN

Ausstellerrekord auf der conhIT: Auf dem Berliner Messegelände fand vom 17. bis 19. April die conhIT statt, eine Fachmesse zu Themen wie Interoperabilität, IT-Sicherheit und digitale Transformation im Gesundheitswesen. Mit 577 Ausstellern und rund 10.000 Besuchern zeigen sich die Verantwortlichen mehr als zufrieden mit der diesjährigen Bilanz, und auch Gesundheitsminister Spahn war begeistert: „Ich bin ein überzeugter Anhänger der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Sie ist Mittel zum Zweck, vieles für Patientinnen und Patienten besser zu machen.“ Das Motto der Konferenz war dieses Jahr „Transforming Healthcare“, und so drehte sich in der Tat alles um das Thema eHealth.
kma-online.de

KOPF DER WOCHE

Dr. Meinrad Lugan, Wiedergewählter Vorstandsvorsitzender des BVMed
bvmed.de

KALENDER

13. Kongress der Gesundheitsnetzwerker
24.04.2018 – 25.04.2018 | Berlin
gesundheitsnetzwerker.de

re:publika 18
02.05.2018 – 04.05.2018 | Berlin
re-publika.com

Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2018
06.06.2018 – 08.06.2018 | Berlin
hauptstadtkongress.de

ZAHL DER WOCHE

71 Prozent
der Deutschen wünschen sich Forschungsfokus auf noch nicht therapierbare Krankheiten.
aerztezeitung.de

ZITAT DER WOCHE

„Jeder weiß, dass bei homöopathischen Mitteln kein einziges Wirkstoff-Molekül mehr vorhanden ist.“

Prof. Dr. Matthes, Geschäftsführer und ärztlicher Leiter des anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe, auf der Veranstaltung „Homöopathie in der Kritik“ am 19.4.2018.