Terminvergabe und Pflege, Mehr Personal, Ablauf des EMA-Umzugs, AI vs Arzt…

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Gesundheitspolitik hat in den ersten Wochen der neuen/alten Koalition eine überraschende öffentliche Sichtbarkeit. Pflege, Wartezeiten und – die Ironie fällt kaum auf – auch für die Parität setzt sich der neue Gesundheitsminister energisch ein. Wahrlich interessante Zeiten. Bislang aber war zumindest auf eines stets verlass: Keine Reform in der Gesundheitspolitik ohne vehemente Kritiker. Vielleicht müssen sich die erst noch an die neue Geschwindigkeit gewöhnen.

Ihr
Philip Schunke

NACHRICHTEN

Spahn will rasch handeln – auch bei Terminvergabe und Pflege: In drei Bereichen will der neue Gesundheitsminister besonders schnell für Abhilfe sorgen. SO hat er bereits ein Gesetzespaket zur Neuregelung der Pflegeausbildung auf den Weg gebracht, entsprechende Initiativen für medizinische Versorgung und die Kassenbeiträge für Arbeitnehmer sollen zeitnah folgen. Das kündigte Spahn im Bundestag an. Die neue Regelung in der Pflege soll nicht nur die Ausbildungs- und Prüfverfahren vereinheitlichen und den Beruf ingesamt attraktiver machen, auch sollen 8.000 zusätzliche Stellen geschaffen werden. Dies sei aber nur „ein wichtiger erster Schritt“, nach Expertenmeinungen werden in den kommenden Jahren bis zu 100.000 zusätzliche Stellen benötigt. Allerdings: „Ich bin schon froh, wenn wir es schaffen, diese 8.000 Stellen zu besetzen,“ so Spahn. Im Rahmen der Generalaussprache wurde allerdings auch deutlich, dass die Systemdebatte für den Koalitionspartner SPD noch nicht erledigt ist.
zeit.de, aerztezeitung.de

Bundesrat: Mehr Personal in Krankenhäusern: Auf Druck der Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) hat der Bundesrat am Freitag beschlossen, die Regierung aufzufordern, verbindliche Mindestpersonalzahlen in allen Krankenstationen einzuführen. Auslöser war die Personaluntergrenze für „pflegesensitive Bereiche“, die für 2019 geplant ist. Kolat sprach sich dafür aus, entsprechende Regelungen für alle Stationen einzuführen. Vorbild hierfür ist etwa der Tarifvertrag für mehr Personal an der Berliner Charité, der ursprünglich durch Streiks erreicht wurde.
tagesspiegel.de

Zusammenfassung der ersten Spahn-Rede focus.de
EU-Nutzenbewertung – Ablehnung im Bundestag aerztezeitung.de

PFLEGE

Rückblick: bpa-Frühlingsempfang observer-gesundheit.de
Pflege-Personaluntergrenzen überall aerztezeitung.de

WIRTSCHAFT

Pfizer wird Geschäft mit Gesundheitsmitteln nicht los: Der amerikanische Pharma-Konzern hat nach wie vor Schwierigkeiten mit der Übernahme seiner Sparte für rezeptfreie Gesundheitsprodukte. Nach einer Absage von dem britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser hat nun auch der wahrscheinlichste Kauf-Kandidat, GlaxoSmithKline abgesagt. Nach Angaben des Unternehmens sei man sich beim Kaufpreis nicht einig geworden. Letzten Donnerstag war die Angebotsfrist abgelaufen, ein Sprecher von Pfitzer kündigte nun an, „die Optionen für die Sparte weiter zu prüfen“. Möglich seien neben einem Verkauf auch eine Ausgliederung, oder eine „andere Transaktion“. Berichten zufolge erhofft sich Pfitzer einen Kaufpreis von etwa 20 Milliarden US-Dollar für das Geschäft, das in Deutschland für Produkte wie Centrum-Vitamine oder Thermacare-Rückenpflaster bekannt ist.
wiwo.de

Ablauf des EMA-Umzugs: Der Umzug der Europäischen Arzneimittelagentur in Folge von Brexit machte vergangenes Jahr große Schlagzeilen, bis man sich schließlich auf Amsterdam als neuen Standort einigte. Der niederländische Gesundheitsminister Bruno Bruins versprach damals zuversichtlich: „Wir sind bereit, loszulegen und werden dafür sorgen, dass die Arbeit der EMA nicht unterbrochen wird.“ Doch zuerst muss der Umzug in der EU-Verordnung bestätigt werden, ein entsprechender Entwurf der EU-Kommission wurde Ende November vorgelegt. In seiner Lesung am 15. März 2018 hatte das Europäische Parlament ihn jedoch harsch kritisiert, vor allem da man nicht in ausreichendem Maße in die Entscheidungsfindungen einbezogen wurde. Auch fordert das Parlament künftig ein anderes Entscheidungsverfahren anzuwenden. Nun bleibt die Sorge, ob das designierte Vivaldi-Gebäude rechtzeitig fertiggestellt werden kann, „mit dem Bau des endgültigen Sitzgebäudes soll bis dato nicht einmal begonnen worden sein.“
deutsche-apotheker-zeitung.de

Rx-Versandverbot durch Landespolitiker pharmazeutische-zeitung.de
Verordnung zur Pflegeausbildung ist auf dem Weg aerztezeitung.de

BERLIN

Kliniken sollen Pflege-Azubis verdoppeln: Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) fordert angesichts des hohen Bedarfs an Pflegepersonal, dass Berlins Kliniken mehr Auszubildende annehmen sollen. Immerhin sind die Krankenhäuser die Träger der Krankenpflege-Schulen. „Ich erwarte aber im Gegenzug nicht nur von den landeseigenen Kliniken, sondern von allen Krankenhäusern, dass sie ihre Ausbildungskapazitäten von jetzt 3000 Plätzen mindestens verdoppeln,“ so Kolat in einem Presseinterview. Die Finanzierung der Maßnahme erfolge über die Krankenkassen, diese zeigen sich auch durchaus bereitwillig, wie sie weiter betont.
morgenpost.de

WISSENSCHAFT

AI vs Arzt: Bislang sind die Aufgabenbereiche in den Intensivstationen streng geregelt: Maschinen sammeln Patentientendaten, anhand derer die Ärzte den besten Behandlungsweg entscheiden. Auf dem Gesundheitskongress des Westens in Köln sprach der Medizinethiker Professor Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth nun jedoch über eine Entwicklung, die wohl nicht mehr aufzuhalten ist: Anhand verfügbarer Daten könnten die medizinischen Entscheidungen auch von Algorithmen getroffen werden. Wenn die Systeme allerdings beispielsweise entscheiden, die Beatmung eines Patienten zu beenden, stellen sich dabei eine Reihe von ethischer Fragen. „Denn Menschen haben eine soziale Logik, eine Beziehungslogik, eine ökonomische Logik und so weiter“, so Professor Nagel im Interview. „Alles, was wir als Menschen wissenschaftlich beobachten, integriert alle diese Logiken. Deshalb ist es wichtig, zu gucken, ob das Ergebnis, das von einem Algorithmus produziert wurde, wirklich in unsere Lebenswirklichkeit passt und in das, was wir als wahr bezeichnen würden.“
aerztezeitung.de

E-Mental-Health – kein Standard: Im Vorlauf des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erinnerte der Vorsitzende des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin, Professor Stephan Zipfel, daran, dass es für die zahlreichen Gesundheits-App die aktuell grassieren keine Zertifizierung oder sonst einen einheitlichen Standard gibt. Viele der Angebote seien nutzlos oder sogar unseriös. Patienten wird deshalb geraten, mit ihrem Hausarzt oder Therapeuten Rücksprache zu halten, welches Programm für sie geeignet ist. Alternativ bieten inzwischen auch viele Krankenkassen kostenfreie Online-Interventionen an – jedoch ebenfalls nur bei vorheriger Abklärung durch einen medizinischen Fachmann. „Digitale Anwendung müssen – wie andere Medizinprodukte auch – im Hinblick auf Wirksamkeit und Patientensicherheit geprüft und zertifiziert werden und wirksame Angebote sollten dann auch allen Versicherten zu Verfügung stehen,“ fordert Zipfel.
aerztezeitung.de

Gutensensitivität – Reaktion auf Placebo stärker aerzteblatt.de
Telefon erkennt Sehfehler heise.de

KOPF DER WOCHE

Meike Hemschemeier
Die Journalistin wurde für ihren Filmbeitrag „Operieren und kassieren. Ein Datenkrimi“ mit dem Journalistenpreis „Evidenzbasierten Medizin in den Medien“ ausgezeichnet.
ebm-netzwerk.de

KALENDER

17.-19. April 2018 CONHIT 2018 – Connecting Healthcare, Berlin
conhit.de

18-19. April 2018 Deutsche Biotechnologietage 2018, Berlin
biotechnologietage.de

24.-25. Mai 2018 Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft, Rostock
konferenz-gesundheitswirtschaft.de

ZAHL DER WOCHE

11,3 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes fließen in Gesundheitsausgaben – damit liegen wir im weltweiten Vergleich auf Rang vier. Dennoch ist die Qualität des Gesundheitssystems lediglich „mittelmäßig“.
sueddeutsche.de

ZITAT DER WOCHE

„Der Pflege-Tatort aus Bremen war nicht übertrieben.“

Der neue Pflegebevollmächtige der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus findet die „geschilderte Not war nicht übertrieben dargestellt“, die gezeigten Ängste wären in Deutschland Realität.
nw.de