kein legaler Cannabisanbau, Gegenwind für Zentrale Krankenkasse, Fachkräftemangel…

Herzlich willkommen.

Mit dem vergangenen Oster-Wochenende geht nicht nur eine Woche zu Ende, die von einer irritierenden Debatte über ”Traditionshasen“ gefärbt wurde, sondern auch eine »Pflegewoche«. Angeheizt durch den offenen Brief von Jana Langer aber auch von der heftigen Auseinandersetzung in Reaktion auf Spahns Pläne, den Fachkräftemangel in der Pflege auch durch mehr ausländische Arbeitskräfte begegnen zu wollen. DAS Thema der kommenden kurzen Woche ist noch nicht ausgemacht – wundern würde es nicht, wenn die Pflege weiterhin die Schlagzeilen bestimmen würde.

Ihr
Philip Schunke

NACHRICHTEN

Zunächst weiter kein legaler Cannabisanbau: Seit März vergangenen Jahres ist es Kranken in Deutschland erlaubt, zu medizinischen Zwecken Cannabis zu konsumieren. Dazu zählt etwa die Schmerzbekämpfung bei Krebserkrankungen, oder die Bekämpfung von Gewichtsverlust bei HIV-Infizierten. Um den Bedarf zu decken, soll deshalb künftig in Deutschland Marihuana angebaut werden, die erste Ernte war bereits für 2019 geplant. Gleich vier der Unternehmen, die sich am Ausschreibungsverfahren beteiligt hatten, haben jedoch Klage dagegen eingereicht. So hatten die Beamten des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erst auf Nachfrage mitgeteilt, dass sie „Erfahrung im Marihuana-Anbau für unverzichtbar halten“. Diese kann natürlich keine deutsche Firma nachweisen, so dass sie erfahrene Partner aus dem Ausland einbinden sollten. Dafür hatten die Bewerber vor Ablauf der Bewerbungsfrist jedoch nur wenige Tage Zeit – zu knapp, rügte der Richter.
taz.de

Österreich: Gegenwind für Zentrale Krankenkasse: Die von der österreichischen Bundesregierung geplante Zusammenlegung der neun Gebietskrankenkassen zu einer „Österreichischen Krankenkasse“ stößt auf Proteste. Die Vertreter aller Kassen, sowie auch die aller neun Ärztekammern haben sich vergangene Woche dagegen ausgesprochen, und die sogenannte „Salzburger Deklaration“ verabschiedet. Die geplante Zentralisierung des Gesundheitswesens lehne man grundsätzlich ab, da sie einer Verstaatlichung des Gesundheitswesens gleichkäme, warnen die Verantwortlichen. Auch einige Länder wie Vorarlberg oder Tirol unterstützen die „Salzburger Deklaration“.
derstandard.at

Montgomery: Ärzte sollten Ausstieg aus Fossilen Energieträgern fordern: Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery hat sich für eine engere Verbindung zwischen Gesundheit und Klimaschutz ausgesprochen. Es wäre sinnvoller in Vorsorge und Umweltmedizin zu investieren, anstatt jährlich Milliarden für Schadenbeseitigung auszugeben: „Kein Zweifel: Der Klimawandel ist real, er ist von Menschen gemacht und gefährdet unsere Gesundheit. “ Deshalb fordert er alle am Gesundheitswesen Beteiligte auf, sich für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und allgemein den Umweltschutz einzusetzen.
klimaretter.info

AOK-Litsch: eGesundheitskarte ist tot aok-bv.de
Digitalisierung: „Himmelfahrts- oder Kanzlerfahrt-Kommando“ heise.de

PFLEGE

Krankenschwester rechnet mit Spahn ab: Die Krankenschwester Jana Langer hat sich in einem emotionalen offenen Brief an den neuen Gesundheitsminister Jens Spahn gewandt. Darin berichtete sie aus ihrem Arbeitsalltag und kritisiert die Zustände in der deutschen Pflegebranche, uns Spahns – ihrer Meinung nach – fehlenden Qualifikationen scharf. Ihre Kollegen und sie selbst seien entsetzt, „dass weiterhin das Amt des Gesundheitsministers mit einem Minister besetzt wurde, der ohne irgendeine Qualifikation und Ahnung, unsere Arbeit betreffend, berufen wurde“. Das lange Schreiben wurde bereits zehntausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt, der Gesundheitsminister hat inzwischen in eine Facebook Live Video reagiert. Er gebe Langer Recht, dass die Zustände dringend verbessert werden müssen, jedoch sei er vor zwei Wochen erst vereidigt worden: „Und ein paar Tage mehr müsst ihr mir schon geben, um die Probleme angehen zu können. Und die Wahrheit ist auch: Wir werden nicht alle Probleme mal eben so lösen.”
morgenpost.de, huffingtonpost.de

Fachkräftemangel in der Pflege – Spahn will mehr ausländische Pflegekräfte: Um das Problem der offenen Pflegestellen will der neue Gesundheitsminister Jens Spahn offenbar auch auf Pflegekräfte aus dem Ausland setzen: „Pflegekräfte aus unseren Nachbarländern einzuladen, ist die nächstliegende Option,“ sagte er in einem Interview mit der „Rheinischen Post“. Zudem wolle er sich dafür einsetzen, dass die Abschlüsse von ausländischen Ärzten und Pflegern schneller anerkannt werden, da sie teils Monate oder gar Jahre lang nicht arbeiten könnten.

WIRTSCHAFT

Pfizer wird Geschäft mit Gesundheitsmitteln nicht los: Der amerikanische Pharma-Konzern hat nach wie vor Schwierigkeiten mit der Übernahme seiner Sparte für rezeptfreie Gesundheitsprodukte. Nach einer Absage von dem britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser hat nun auch der wahrscheinlichste Kauf-Kandidat, GlaxoSmithKline abgesagt. Nach Angaben des Unternehmens sei man sich beim Kaufpreis nicht einig geworden. Letzten Donnerstag war die Angebotsfrist abgelaufen, ein Sprecher von Pfitzer kündigte nun an, „die Optionen für die Sparte weiter zu prüfen“. Möglich seien neben einem Verkauf auch eine Ausgliederung, oder eine „andere Transaktion“. Berichten zufolge erhofft sich Pfitzer einen Kaufpreis von etwa 20 Milliarden US-Dollar für das Geschäft, das in Deutschland für Produkte wie Centrum-Vitamine oder Thermacare-Rückenpflaster bekannt ist.
wiwo.de

Ablauf des EMA-Umzugs: Der Umzug der Europäischen Arzneimittelagentur in Folge von Brexit machte vergangenes Jahr große Schlagzeilen, bis man sich schließlich auf Amsterdam als neuen Standort einigte. Der niederländische Gesundheitsminister Bruno Bruins versprach damals zuversichtlich: „Wir sind bereit, loszulegen und werden dafür sorgen, dass die Arbeit der EMA nicht unterbrochen wird.“ Doch zuerst muss der Umzug in der EU-Verordnung bestätigt werden, ein entsprechender Entwurf der EU-Kommission wurde Ende November vorgelegt. In seiner Lesung am 15. März 2018 hatte das Europäische Parlament ihn jedoch harsch kritisiert, vor allem da man nicht in ausreichendem Maße in die Entscheidungsfindungen einbezogen wurde. Auch fordert das Parlament künftig ein anderes Entscheidungsverfahren anzuwenden. Nun bleibt die Sorge, ob das designierte Vivaldi-Gebäude rechtzeitig fertiggestellt werden kann, „mit dem Bau des endgültigen Sitzgebäudes soll bis dato nicht einmal begonnen worden sein.“
deutsche-apotheker-zeitung.de

Rx-Versandverbot durch Landespolitiker pharmazeutische-zeitung.de
Verordnung zur Pflegeausbildung ist auf dem Weg aerztezeitung.de

BERLIN

Kliniken sollen Pflege-Azubis verdoppeln: Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) fordert angesichts des hohen Bedarfs an Pflegepersonal, dass Berlins Kliniken mehr Auszubildende annehmen sollen. Immerhin sind die Krankenhäuser die Träger der Krankenpflege-Schulen. „Ich erwarte aber im Gegenzug nicht nur von den landeseigenen Kliniken, sondern von allen Krankenhäusern, dass sie ihre Ausbildungskapazitäten von jetzt 3000 Plätzen mindestens verdoppeln,“ so Kolat in einem Presseinterview. Die Finanzierung der Maßnahme erfolge über die Krankenkassen, diese zeigen sich auch durchaus bereitwillig, wie sie weiter betont.
morgenpost.de

WISSENSCHAFT

AI vs Arzt: Bislang sind die Aufgabenbereiche in den Intensivstationen streng geregelt: Maschinen sammeln Patentientendaten, anhand derer die Ärzte den besten Behandlungsweg entscheiden. Auf dem Gesundheitskongress des Westens in Köln sprach der Medizinethiker Professor Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth nun jedoch über eine Entwicklung, die wohl nicht mehr aufzuhalten ist: Anhand verfügbarer Daten könnten die medizinischen Entscheidungen auch von Algorithmen getroffen werden. Wenn die Systeme allerdings beispielsweise entscheiden, die Beatmung eines Patienten zu beenden, stellen sich dabei eine Reihe von ethischer Fragen. „Denn Menschen haben eine soziale Logik, eine Beziehungslogik, eine ökonomische Logik und so weiter“, so Professor Nagel im Interview. „Alles, was wir als Menschen wissenschaftlich beobachten, integriert alle diese Logiken. Deshalb ist es wichtig, zu gucken, ob das Ergebnis, das von einem Algorithmus produziert wurde, wirklich in unsere Lebenswirklichkeit passt und in das, was wir als wahr bezeichnen würden.“
aerztezeitung.de

E-Mental-Health – kein Standard: Im Vorlauf des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erinnerte der Vorsitzende des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin, Professor Stephan Zipfel, daran, dass es für die zahlreichen Gesundheits-App die aktuell grassieren keine Zertifizierung oder sonst einen einheitlichen Standard gibt. Viele der Angebote seien nutzlos oder sogar unseriös. Patienten wird deshalb geraten, mit ihrem Hausarzt oder Therapeuten Rücksprache zu halten, welches Programm für sie geeignet ist. Alternativ bieten inzwischen auch viele Krankenkassen kostenfreie Online-Interventionen an – jedoch ebenfalls nur bei vorheriger Abklärung durch einen medizinischen Fachmann. „Digitale Anwendung müssen – wie andere Medizinprodukte auch – im Hinblick auf Wirksamkeit und Patientensicherheit geprüft und zertifiziert werden und wirksame Angebote sollten dann auch allen Versicherten zu Verfügung stehen,“ fordert Zipfel.
aerztezeitung.de

Gutensensitivität – Reaktion auf Placebo stärker aerzteblatt.de
Telefon erkennt Sehfehler heise.de

KOPF DER WOCHE

Meike Hemschemeier
Die Journalistin wurde für ihren Filmbeitrag „Operieren und kassieren. Ein Datenkrimi“ mit dem Journalistenpreis „Evidenzbasierten Medizin in den Medien“ ausgezeichnet.
ebm-netzwerk.de

KALENDER

17.-19. April 2018 CONHIT 2018 – Connecting Healthcare, Berlin
conhit.de

18-19. April 2018 Deutsche Biotechnologietage 2018, Berlin
biotechnologietage.de

24.-25. Mai 2018 Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft, Rostock
konferenz-gesundheitswirtschaft.de

ZAHL DER WOCHE

11,3 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes fließen in Gesundheitsausgaben – damit liegen wir im weltweiten Vergleich auf Rang vier. Dennoch ist die Qualität des Gesundheitssystems lediglich „mittelmäßig“.
sueddeutsche.de

ZITAT DER WOCHE

„Der Pflege-Tatort aus Bremen war nicht übertrieben.“

Der neue Pflegebevollmächtige der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus findet die „geschilderte Not war nicht übertrieben dargestellt“, die gezeigten Ängste wären in Deutschland Realität.
nw.de