Erster Krach in der GroKo, Influenza, Notdienststandorte, Datenhunger der Pharmaunternehmen, …

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Montag: Koalitionsvertrag unterschreiben. Mittwoch: das inzwischen komplettierte neue Kabinett vereidigen. Es klingt, als stünde jetzt dem Regierungsalltag nichts mehr im Wege. Aber es scheint, als hätten die z.T. schmerzhaften Diskussionen um die SPD-Abstimmung zum Koalitionsvertrag inkl. der dazugehörigen Personaldebatten Nachwirkungen. Zumindest beginnt die neue Lebensabschnitts-Partnerschaft eher konfrontativ: Mit ihrem Gesetzentwurf zur Aufhebung des Strafgesetzbuch-Paragrafen 219a könnte sich – sollte die SPD konsequent bleiben – eine ernsthaften Krise zwischen den Neu-Vermählten entwickeln.

Ihr
Philip Schunke

NACHRICHTEN

Erster Krach in der GroKo: Bereits vor der Vereidigung der neuen Bundesregierung kam es zum Streit zwischen Union und SPD. Grund ist das hochemotionale Thema Schwangerschaftsabbruch, sowie die viel diskutierte Abschaffung des Paragraph 219a. Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Marcus Weinberg, fand gegenüber dem Spiegel deutliche Worte: „Die SPD hat in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen Gesetzentwurf mit Maximalforderung eingebracht, der die Union in einer ihrer Grundüberzeugungen vor den Kopf stößt.“ Der SPD sei es hingegen laut Fraktionsvize Eva Högl wichtig, „dass wir am Ende eine Lösung haben, die es Ärztinnen und Ärzten ermöglicht, objektiv über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren, nicht mehr und nicht weniger.“ Sie betonte weiter, dass es vor Vorlage des Antrags Gespräche mit der Unionsspitze gegeben habe. Auch die Linken, die Grünen, sowie die FDP unterstützen eine Abschaffung des Werbeverbots.
taz.de, fr.de

Influenza – Winter 17/18 besonders heftig: Das Thema bleibt ein Dauerbrenner – die Grippewelle in Deutschland lässt nicht nach. Mit über 42.000 neue Infektionsfälle innerhalb einer Woche und etwa 27.000 Patienten in den Kliniken, ist die aktuelle Saison nun offiziell heftiger als in den Vorjahre. So waren es im Winter 2017/18 bis jetzt bereits 165.500 offiziell Erkranke, im Vorjahr waren es 50.000 weniger für die gesamte Saison. Die Anzahl der gemeldeten Todesopfer in Deutschland liegt aktuell bei 358, 84 Prozent davon waren über 60 Jahre alt. Die Dunkelziffer dürfte jedoch für Erkrankungen wie Todesfälle noch wesentlich höher liegen. Immerhin: In einigen Teilen Deutschlands nimmt die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen inzwischen ab, so etwa in Bayern, Schleswig-Holstein und Hessen.
spiegel.de

Notdienststandorte – Politik soll sich an Zahlen orientieren: Mit rund 1,1 Millionen Euro fördert das Bundesforschungsministerium das Verbundprojekt „HealthFaCT“ für die Entwicklung einer Software, die die optimalen Standorte für Notfallversorgung in ländlichen Gegenden mathematisch bestimmen soll. Dem drohenden Mangel an Ärzten und Apothekern auf dem Land soll damit so gut wie möglich entgegengewirkt werden – durch Optimierung der vorhandenen Ressourcen. Professor Sven Krumke vom Fachbereich Mathematik der Technischen Universität Kaiserslautern erklärt: „Unser Ziel ist es, diese Versorgung für alle Beteiligten zu verbessern und gleichzeitig die Kosten für das Gesundheitssystem gering zu halten.“
aerztezeitung.de

Ab Januar 2019: Wieder Parität in Krankenversicherung handelsblatt.com
Pflege – Grundsätzliche Reformen gefordert aerzteblatt.de
BÄK und KBV: Informationen zur neuen Datenschutzgrundverordnung kma-online.de

WIRTSCHAFT

Datenhunger der Pharmaunternehmen: Auch die Gesundheitsbranche hat inzwischen ihr Interesse an Big Data verkündet. Allen voran buhlen die Unternehmen der Pharma-Branche um elektronische Patientendaten wie Krankenakten, Versicherungsstatistiken und Melderegistern. Nach eigenen Angaben will man den Alltag des Patienten kennenlernen, um die Wirksamkeit von Medikamente und Therapien verbessern zu können. Es ist jedoch anzunehmen, dass es sich um eine Art Marktforschung der Konzerne handelt. Technologie-Firmen, die Wearables wie Tracking-Armbänder, Fitness-Apps oder auch entsprechende Social Media-Plattformen anbieten sind gern gesehen Partner. Überwiegend unbeantwortet bleibt jedoch bislang die Frage nach dem Datenschutz.
faz.net

Finanzkrise in Kölns städtischen Kliniken
: Wie hoch das Minus der städtischen Kliniken tatsächlich ist, wird sich wohl erst im Frühsommer mit den Jahresabschluss-Zahlen zeigen. Klar ist aber bereits jetzt, dass sie die selbstgesteckten Ergebnisse des Wirtschaftsplans nicht erreichen werden. Die finanzielle Schieflage ist offensichtlich deutlich dramatischer als bisher angenommen, die Geschäftsführung hat vorsorglich einen Insolvenzanwalt eingeschaltet. Sie gibt aber auch zu Protokoll: „Der tatsächliche Wert der Kliniken Köln ist höher als die Bilanz ausweist.“
kma-online.de

Pharmaunternehmen verfolgt Digitalisierung als Wachstumsstrategie deutsche-apotheker-zeitung.de
BMC und Co. fordern mehr Digitalisierung ein kma-online.de

WISSENSCHAFT

Umweltbundesamt – Tausende Tote, eine Million Kranke durch Stickoxide: Nach einer neuen Untersuchung des Umweltbundesamts ist die Stickoxid-Belastung in Deutschland „die Ursache für Krankheiten von Millionen Menschen und für Tausende vorzeitige Tode“. So sollen allein 2014 6000 Menschen an Herz-Kreislauf-Krankheiten verstorben sein, die auf eine Langzeitbelastung mit dem Stoff zurückzuführen sind. Auch für acht Prozent der Typ-2-Diabetes- und 14 Prozent der Asthma-Erkrankungen sei das Gas verantwortlich. Etwa 70 deutsche Städte überschreiten die Grenzwerte für NOx, auch unter dem Richtwert könne es aber bereits zu Langzeitschäden kommen. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger ruft auf: „Es muss uns gelingen, in den nächsten Jahren zumindest im ersten Schritt die Grenzwerte einzuhalten und dann vielleicht auch noch weiter nach unten zu kommen.“
tagesspiegel.de

Versorgungsforschung – Handbuch zur Beurteilung von Telemedizin-Projekten: In Baden Württemberg wurde in den letzten Jahren viel zum Thema Telemedizin und Informationstechnologie geforscht, vorrangig was den Nutzen für die Patienten angeht. Nun liegt ein „wegweisendes Ergebnis“ vor: Das Praktische Handbuch zur Qualitätsentwicklung in der Telemedizin wurde Anfang März in Stuttgart präsentiert. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer erklärt: „Damit der Transfer der Telemedizin von der Forschung in die Praxis gelingt, bietet zukünftig das Praktische Handbuch zur Qualitätsentwicklung in der Telemedizin eine Hilfestellung mit Best-Practice-Beispielen und Checklisten. Es dient auch dazu, Projekte auf ihre Anwendungstauglichkeit hin zu überprüfen.“ Auch das Ziel, die Telemedizin flächendeckend einzusetzen sei damit deutlich näher gerückt. Besonders versorgungsarme Regionen auf dem Land können großen Nutzen aus der Behandlung via Internet ziehen.
kma-online.de

Was Deutschland mit dem Lassa-Fieber in Nigeria zu tun hat zeit.de

BERLIN

AOK Nordost geht interdisziplinär gegen Polypharmazie vor: Gerade ältere Menschen nehmen oft verschiedene Medikamente gegen verschiedenste Beschwerden. Diese Polypharmazie erhöht jedoch das Risiko für sogenannte unerwünschte Arzneimittelereignisse deutlich. Neben den Widrigkeiten für die einzelnen Patienten bringt dieser Umstand auch zunehmend Probleme und Kosten für die Pflegeeinrichtungen mit sich – rund 250.000 der Betroffenen müssen jährlich sogar ins Krankenhaus. Als Vorläufer machen sich nun AOK Nordost und die Gesellschaft für Geriatrische Pharmazie für das Projekt „Optimierte Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige geriatrische Patienten“ stark. Mehrere Schritte wurden bereits in Berlin und Brandenburg getestet, demnächst soll es offiziell in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen starten. Kern des Projekts ist ein lernfähiges Risikomanagementsystem.
aerztezeitung.de

Interview: Warum es so wenig weibliche Führungskräfte in der Pflege gibt pflegen-online.de
Einigung im Tarifstreit beim CFM kma-online.de

LINK TIPP

Hörempfehlung: Krankes System – Auswirkungen der Zweiklassenmedizin im DLF: Es wird viel berichtet über die sogenannte Zweiklassenmedizin – gesetzlich Versicherte warten oft monatelang auf Termine, bekommen den Chefarzt nicht einmal zu sehen, und müssen für viele Zusatzbehandlungen privat aufkommen. Privat Versicherte sollen hingegen eine „Behandlung erster Klasse“ genießen. Soviel zum gefühlten Zustand, was wirklich dran ist, und wie sich die medizinische Versorgung konkret unterscheidet, hat der Deutschlandfunk in diesem hörenswerten Beitrag untersucht: deutschlandfunk.de

KALENDER

Gesundheitskongress des Westens | 13. – 14. März 2018 | Köln
gesundheitskongress-des-westens.de

10. TMF-Jahreskongress | 14. – 15. März 2018 | Hamburg
tmf-ev.de

Kongress Armut und Gesundheit 2018 | 20. – 21. März 2018 | Berlin
armut-und-gesundheit.de

Pflege in Berlin: Das hat der Senat im ersten Jahr erreicht.
| 21. März 2018 | Berlin
deutschespflegeforum.de

ZAHL DER WOCHE

100: Die ersten 100 Tage der neuen Bundesregierung werden in dieser Woche beginnen. Hierfür haben sich die Koalitionäre schon viel vorgenommen. rp-online.de

ZITAT DER WOCHE

„Alles, was mit Pflege zu tun hat, muss sofort angefasst werden.“
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
altenpflege-online.de