Die deutsche Medizintechnik präsentiert sich trotz der derzeitigen Wirtschaftskrise deutlich konjunkturunabhängiger als andere Branchen. Mit einem Wert von knapp 17,8 Milliarden Euro konnten die rund 1.250 deutschen Hersteller ihren Gesamtumsatz im vergangenen Jahr um 2,5% steigern. Die Medizintechnik-Hersteller haben daher nie nach einem branchen- oder unternehmensspezifischen »Rettungsschirm« gerufen. Aber: Aufgrund der Unsicherheiten auf den internationalen Märkten ist gerade jetzt ein starker Heimatmarkt wichtig für die weitere Entwicklung der Medizintechnik. Denn insbesondere von und auf diesem Leitmarkt werden Produkte entwickelt und gefertigt, wird geforscht und exportiert. Das alles schafft und sichert Wachstum und Arbeitsplätze.
Ein wesentlicher Ansatzpunkt sind daher aus unserer Sicht Investitionen in den Krankenhausmarkt. Mehr als die Hälfte der innovativen Medizintechnik findet ihren Einsatz im Klinikbereich. Wir haben in deutschen Krankenhäusern einen Investitionsstau von rund 50 Milliarden Euro. Die Hälfte davon entfällt auf die Medizintechnik. Jetzt gibt es eine gute Gelegenheit, diesen aufzulösen. Das ist mit dem Konjunkturpaket II zum Teil geschehen. Für Krankenhausinvestitionen stehen dabei ca. 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung.
Konjunkturprogramme alleine können den Investitionsstau in den deutschen Krankenhäusern jedoch nicht auflösen. Vor dem Hintergrund des zu erwartenden Konsolidierungsdrucks brauchen die Krankenhäuser Handlungsfreiheit, um für ihre Patienten die notwendigen Anschaffungen zu tätigen und in einen echten Leistungswettbewerb eintreten zu können. Darüber hinaus sollten die Krankenhäuser zukünftig frei über die Verwendungsart und den Verwendungszeitpunkt der Investitionsmittel entscheiden können.
SPECTARIS begrüßt grundsätzlich einen Systemwechsel in Richtung einer monistischen Krankenhausfinanzierung, d.h. die Finanzierung der Krankenhäuser aus einer Hand. Die aktuelle Investitionsfinanzierung auf der Basis der Krankenhauspläne der Bundesländer erfolgt über entsprechende Anträge der Krankenhäuser. Dabei verfügen diese über wenig Gestaltungsspielraum. Hilfreich könnte eine Regelung wie das neue nordrhein-westfälische System der Förderung von Krankenhausinvestitionen sein. Hier entfällt das Antragsverfahren zugunsten einer direkten, pro Krankenhaus individuell gewährten Pauschale. Diese Pauschalförderung kann aus unserer Sicht durchaus investitionsfördernd wirken.
Zwischen Idee, Produktentwicklung und Markteinführung liegen zahlreiche Stolpersteine. Vor allem die mittelständischen Innovationsschmieden der Medizintechnik werden durch hohe Kosten für klinische Forschung und aufwändige Validierungsverfahren belastet. Das führt dazu, dass viele neue Ansätze gar nicht erst bis zu den Patienten vordringen.
Wir setzen uns für eine verstärkte Berücksichtigung der Innovationsleistung im DRG-System ein. Der Zugang zu den entsprechenden Erstattungsleistungen muss darüber hinaus für mittelständische Unternehmen einfacher und unbürokratischer gestaltet werden.
Auch im Rahmen der aktuellen Beratung um das Medizinproduktegesetz warnen wir vor dem Aufbau neuer Hürden. Die Einführung eines doppelten Genehmigungsverfahrens klinischer Prüfungen durch Ethikkommission und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird die Kosten für die Hersteller erneut erheblich in die Höhe treiben. SPECTARIS empfiehlt daher, auf die geplante zweite Genehmigung durch das BfArM zu verzichten und durch eine formale Anzeige der geplanten klinischen Prüfung zu ersetzen.
Diese Weichenstellungen sind notwendig, dass eine der wichtigen Hightech-Branchen in Deutschland das eigene Potential weiterhin entfalten kann und damit ihren Vorsprung halten und trotz der Wirtschaftskrise möglichst noch ausbauen kann.